Sonntagsmüdigkeit
Veröffentlicht in 20. Juli 2014 Hinterlasse einen Kommentar
Manchmal, wenn sie Zeit hat und an einem faulen Sonntagnachmittag auf ihrem Sofa liegt, überkommt sie eine wohlige Müdigkeit. Dann kann sie sich einfach nicht mehr dagegen wehren, dass ihre schweren Augenlider zufallen. Ein angenehmes Gefühl breitet sich aus. Es ist, als ob sie gleichzeitig schweben und trotzdem mit ihrem ganzen Körper in den weichen Untergrund einsinken würde. Ein paar Mal blinzelt sie noch, doch dann wehrt sie sich nicht mehr dagegen und lässt alles fallen. Sie fühlt, wie sich ihr Geist im Raum ausdehnt und es kommt ihr vor, wie wenn die Realität von ihr weggeschoben und auf Abstand gehalten würde. So kann sich ihr Inneres nun endlich nach aussen kehren und sie ist bereit, in die Traumwelt einzutreten. Dabei empfindet sie keinerlei Angst, sondern ein völlig entspanntes Gefühl der Sicherheit – und mit diesem Gefühl taucht sie ein in die tiefe Dunkelheit des Schlafs.
Ohne mich
Veröffentlicht in 16. Juli 2014 12 Kommentare
Ich habe
keine Angst
mit dir.
–
Ich habe
keinen Zweifel
bei dir.
–
Ich habe
so viel Vertrauen
in dich.
–
Aber
du hast
(d)ein Leben
–
ohne mich.
Eine gebrochene Persönlichkeit
Veröffentlicht in 14. Juli 2014 3 Kommentare
Die Aufregung war riesig. Die gesamte Schule, ja, sogar die ganze Stadt, und ja, so war man sich sicher, die ganze Welt war in Aufruhr. So etwas hatte man hier noch nie erlebt: Eben sass Jonas noch ganz normal im Unterricht, eigentlich genau wie immer, so erzählten die Klassenkameraden. Und dann, ganz plötzlich, fiel er auseinander. Das heisst, eigentlich fiel er nicht einfach auseinander, nein, es war eher so, dass er vom Stuhl fiel und erst beim Aufprall auf den Boden in viele kleine Stücke zerbrach, so wie eine Porzellanfigur. Kein menschlicher Laut war dabei zu hören, lediglich ein kurzes Klirren. Nicht einmal Blut habe gespritzt, berichteten die Zeugen des Vorfalles. Niemand an der Schule konnte sich das erklären.
An der Pressekonferenz suchte der Schuldirektor nach klugen Worten, doch er fand keine. Auch der Mathelehrer nicht, der zuvor noch versucht hatte, Jonas nach allen Regeln der Logik wieder zusammenzusetzen und zu reparieren. Es gelang ihm nicht. Ebenso war der herbeigerufene Arzt mit seinem Latein am Ende, als er feststellen musste, dass von Jonas nur noch die äussere Hülle vorhanden war und alle Innereien samt Herz fehlten. Seinen verzweifelten Versuch, die einzelnen Stücke wieder zusammenzunähen, musste er bald wieder aufgeben, da er es nicht schaffte, die Nadel durch die harten Hautscherben zu stechen. Sie wussten einfach keine Formel, wie sie vorzugehen hatten, denn so einen Fall fanden sie in keinem Lehrbuch.
Zwar wurden für alle anderen Schüler Psychologen aufgeboten, genauso wie es für Notfälle vorgesehen war, und auch die herbeigeeilten Eltern und die schockierten Lehrer wurden versorgt. Der Schule konnte hier absolut kein Vorwurf gemacht werden, denn alles wurde ganz korrekt gehandhabt. Doch für Jonas wusste niemand Hilfe. Und so kam es, dass Jonas gebrochen blieb. Und mit ihm das ganze Schulsystem mit ihren Vertretern, die ohne Erklärung zurückzublieben.
Dabei gab es eine einfache Erklärung, die ganz feine Geister an der Schule vielleicht erahnten, sich jedoch nicht auszusprechen getrauten: Durch den Versuch, sich anzupassen und konform mit den Erwartungen zu gehen, die an Jonas gestellt wurden, wurde seine äussere Schale immer härter, während sein Inneres immer leerer wurde. Und so kam es, dass von Jonas am Ende nur noch eine porzellanartige Hülle übrig blieb, die schon beim ersten Widerstand von aussen einfach zerbrach.
Weil aber diese Erklärung für alle Schulvertreter, ja, sogar für alle Politiker, und ja, sogar die ganze Gesellschaft noch viel schwieriger zu ertragen war als gar keine Erklärung zu haben, beliess man es dabei, von einem unerklärlichen Einzelfall zu sprechen – in der Hoffnung, dass er bald in Vergessenheit geraten würde.
Das Rad des Lebens
Veröffentlicht in 13. Juli 2014 2 Kommentare
lacht und geniesst die Aussicht
winkt den anderen zu
von hoch oben in den Lüften
–
Man fühlt sich frei
schwebt über der Welt
und ist doch gefangen
weil man sich mitdrehen muss
–
Weil man keine Wahl mehr hat
sobald man eingestiegen ist
und die Maschine des Lebens
angefangen hat sich zu drehen
–
Und wenn die Kabine
unten angekommen ist
muss man wieder aussteigen
ob man will oder nicht
Love is in the air
Veröffentlicht in 9. Juli 2014 12 Kommentare
Es braucht viel Mut
um hinauf zu klettern
in schwindelerregende Höhen
und die Liebe zu ergreifen
–
Es braucht viel Geschick
um die Liebe herunterzubringen
auf den Boden der Tatsachen
ohne dass sie dabei kaputt geht
–
Es braucht viel Stärke
um danach sein signalrotes Herz
offen zur Schau zu stellen
für alle auf der Strasse sichtbar
–
Aber es braucht nur eine einzige Person
die einem als Hilfe eine Leiter reicht
sie geduldig festhält und wartet
dann geht alles leichter
Aufwachen
Veröffentlicht in 6. Juli 2014 3 Kommentare
Ein neuer Tag beginnt
aber die Nacht
mit ihren Träumen
endet
–
Man sieht der Realität
direkt ins Gesicht
egal ob es schön ist
oder nicht
–
Die Klarheit des Morgens
zeigt alles auf
der weichzeichnende Nebel
vertrieben
–
Aufwachen ist also
nur dann leicht
wenn die Realität dem Traum
entspricht
–
Das Gleiche gilt
übrigens auch
für das gemeinsame Aufwachen
zu zweit
–
Und zwar egal
ob gemeinsam aufwachen
die Realität ist
oder der Traum
Tür zum siebten Himmel
Veröffentlicht in 4. Juli 2014 Ein Kommentar
Eine Tür ohne Türfalle –
dafür mit Guckloch.
Damit man von aussen sieht,
wohin man möchte
(ins Herz des anderen),
aber nicht rein kann,
wenn die Tür nicht
von innen aufgemacht wird,
weil dem, der drin sitzt,
die fremde Person gefällt,
die vor der Tür steht.






















