Der Fotorahmen
Veröffentlicht in 16. August 2014 Hinterlasse einen Kommentar
Wie lange stand er jetzt schon da und blickte auf das Foto, das auf dem Kaminsims stand? Schöne Erinnerungen kamen in ihm hoch. Erinnerungen, die schon lange hinter ihm lagen, ihm aber am heutigen Tag vorkamen, als wäre es erst gestern gewesen.
Das Foto zeigte ihn, umgeben von seinen Liebsten, seiner Familie. Wie alt waren seine Söhne damals gewesen? Vielleicht so acht, neun Jahre alt? Ja, das würde wohl in etwa hinkommen. Sie hatten an dem Tag ihren zehnten Hochzeitstag gefeiert. An dem Tag war sein Leben perfekt gewesen. Und dieser perfekte Tag passte ebenso perfekt in den silbrigen Fotorahmen, der ihm noch den gebührenden Glanz gab.
Der Rahmen war edel und aus echtem Silber, kam aber ganz ohne Schnörkel aus. Es war genau die Art von Rahmen, der zu seinem Leben passte: Nicht zu breit (er hatte darauf geachtet, dass er dem Foto nicht zu viel Platz wegnahm, aber gerade noch so teuer aussah, damit er den Wert des Bildes repräsentieren konnte) und nicht zu gross (denn auch das war ihm wichtig gewesen, er sollte nicht zu protzig und angeberisch wirken, aber trotzdem so, dass das Bild jedem sofort auffiel, der das Zimmer betrat).
Genau deshalb polierte er den Rahmen auch nach all den Jahren noch jede Woche. Er wollte, dass nichts von dem Glanz verblasste. In diesem Punkt war er abergläubisch. Warum wusste er selbst auch nicht genau, aber dennoch hatte er von Anfang an das Gefühl gehabt, dass dieser Rahmen sein perfektes Leben nicht nur umrahmte, sondern auch in gewisser Weise dafür verantwortlich war, dass sein Leben überhaupt so perfekt war und blieb.
Ja, genau so stellte er es sich vor. So könnte es vielleicht irgendwann mal sein, wenn er auf sein Leben zurückblickte. Er sollte den Fotorahmen wirklich kaufen, auch wenn er nicht gerade billig war. Das wäre zumindest mal ein Anfang.
Ungleiche Meinungen
Veröffentlicht in 13. August 2014 8 Kommentare
Es ist
nicht alltäglich,
und trotzdem
normal.
–
Es ist
sehr speziell,
und trotzdem
banal.
–
Es ist
nichts für dich,
und trotzdem
alles für mich.
–
Änderung
ist nicht
in Sicht.
Träumen
Veröffentlicht in 12. August 2014 2 Kommentare
Noch etwas unscharf
scheint der Mond
durch das tiefe Dunkel
des Schlafes
aber bald bin ich dort
hinter den Wolken
wo meine Träume
klar und hell
auf mich warten
Gefühle verstecken
Veröffentlicht in 8. August 2014 6 Kommentare
Ich schrecke
davor zurück
zu meinen Gefühlen
zu stehen
damit ich
nicht Gefahr laufe
dass mein Gegenüber
vielleicht davor
zurückschreckt
nicht
zu seinen Gefühlen
zu stehen
–
denn das
hätte zur Folge
dass ich
vor nichts mehr
zurückschrecke
und Gefahr laufe
dass mein Gegenüber
vielleicht davor
zurückschreckt
weiter
zu seinen Gefühlen
zu stehen
–
Da schrecke ich
lieber zurück
und stehe dazu
Das Ende
Veröffentlicht in 7. August 2014 4 Kommentare
Manchmal
geht ein Traum
von selbst zu Ende
noch bevor man
aufgewacht ist
–
Manchmal
begräbt man selbst
einen Traum
noch bevor man
eingeschlafen ist
–
Und obwohl sich
diese beiden Fälle
in ihrer Art
und Berechenbarkeit
stark unterscheiden
–
bleibt am Ende
für beide
die Trauer
um eine verpasste Chance
um ein verpasstes Glück
Leistungsdruck
Veröffentlicht in 5. August 2014 7 Kommentare
Was ist gut?
Was gut genug?
Es geht immer mehr,
besser –
–
Batterien leer
Schreiben können
Veröffentlicht in 4. August 2014 6 Kommentare
Ich könnte Schreiben
wenn ich nur Zeit dazu hätte
–
Ich könnte Schreiben
wenn ich wüsste worüber
–
Ich könnte Schreiben
wenn ich gerade inspiriert wäre
–
Ich könnte Schreiben
wenn sich meine Gedanken fassen liessen
–
Ich könnte Schreiben
wenn ich die Worte finden würde
–
Ja, wenn es so einfach wäre
könnte ich wirklich schreiben
–
Denn wäre nicht alles so einfach
wenn ich nur schreiben könnte?
Das Alleinsein
Veröffentlicht in 3. August 2014 Hinterlasse einen Kommentar
Das Alleinsein
hat viele Gesichter.
–
Manchmal macht es uns Angst.
Ja, manchmal ist es
die reinste Qual.
Manchmal fehlt es uns.
Dann ist es wie Balsam
auf unserer Seele.
Oft auch sind wir gar nicht allein,
doch es fühlt sich trotzdem so an.
Das ist die grausamste Art,
die uns zeigt,
dass wir besser allein wären.
–
Das Alleinsein
hat viele Gesichter.
–
Es liegt
allein
an uns
von welcher Seite
wir das Gesicht
im Spiegel betrachten.
Der Rahmen
Veröffentlicht in 1. August 2014 3 Kommentare
Alles ist möglich!
Das ist die Freiheit der Kunst.
Nur mit einer Einschränkung:
Die Kunst braucht einen Rahmen
–
definiert und vorgegeben
durch die Gesellschaft,
die Kunst ohne Rahmen
nicht als Kunst wahrnimmt.
Der Kampf
Veröffentlicht in 24. Juli 2014 8 Kommentare
Müde und verträumt
stemme ich mich jeden Tag
gegen das Leben da draussen
–
Ausserhalb meines Bettes
erscheint mir alles
wie ein grosser Kampf
–
Dabei bemerke ich gar nicht
dass auf meinen Schultern
schon längst ein Krieg tobt

















