Ja, nein, vielleicht

Ja, nein, vielleicht –

Zweifel überall,

nichts ist einfach leicht.

Ja, nein, vielleicht –

Kann, könnte, würde

es wenn dann einfach sein?

Wenn dann alles

überhaupt und sowieso

irgendwie doch anders wäre?

Die Antwort kennt nur er,

und leise sagt der Zweifel:

Ja, nein, vielleicht.

Warten

Warten, warten…

geduldig sein –

Was soll ich denn sonst machen?

Warten, warten…

warten auf die Geduld –

Ich warte wohl zu schnell.

Warten, warten…

worauf schon wieder? –

Ich habe die Geduld verloren.

Warten, warten…

wozu eigentlich warten? –

Ich warte schon zu lange ungeduldig.

Warten, warten…

damit höre ich jetzt auf –

und fange endlich an.

Entschleunigung

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Bis sie fast platzte

Sie sass da. Fühlte sich unwohl. Starrte vor sich hin. Um sie herum wurde diskutiert und ihr war es peinlich. Da war er wieder, der Fremdschämmoment. Sie spürte, wie sie unruhig wurde, und sie wusste nicht, was schwerer auszuhalten war: Diese sinnlose Diskussion oder die Wut, die in ihr aufstieg und nicht aus ihr heraus konnte. Denn sie wusste genau, wenn sie etwas sagen würde, wenn sie ihre Meinung kundtun würde, dann würde das alles nur noch schlimmer machen. Das würde die Diskussion nur noch mehr anheizen.

Ihren Emotionen Luft machen, das war einfach keine Option, denn wenn sie etwas um alles in der Welt vermeiden wollte, dann, dass noch länger als nötig diskutiert wurde. Warum konnten es die anderen ihr nicht einfach gleich tun? Warum mussten sie immer und immer wieder ein Argument an das andere reihen? Konnten nicht einfach alle einfach mal ruhig sein? Spürten sie denn nicht, wie lächerlich das alles war? Wie lächerlich sie sich selber machten? Mit ihren verletzten Egos, die sie alle aufplusterten, bis sie fast platzten.

Wenn nicht gleich alle aufhören würden, dann wusste sie, dass sie es nicht mehr aushalten würde. Jetzt hatte sie Angst zu platzen. Sie schloss die Augen, hielt die Luft an und startete ihren verzweifelten Versuch, sich selbst in Luft aufzulösen. Ihr Kopf fühlte sich jetzt an wie ein riesengrosser Ballon, und alle um sie herum reichten ihn weiter, pusteten immer mehr Luft hinein, ohne Rücksicht darauf zu nehmen, dass bald keine Luft mehr reinpasste, weil ihr Kopf sonst platzen würde.

Da öffnete sie die Augen. Stand auf und ging hinaus. Ohne ein Wort zu sagen und ohne sich umzublicken schloss sie die Tür.

Sie lief auf direktem Weg nach Hause. Schloss die Tür auf, warf ihre Tasche und die Jacke auf den Boden. In der Küche angekommen, öffnete sie die oberste Schulblade der Kommode und nahm einen der roten Ballone heraus, die seit der letzten Party dort lagen. Sie trat hinaus auf den Balkon und fing an, ihn aufzublasen, erst zaghaft, doch dann immer vehementer, bis sie das Gefühl hatte, dass er beim nächsten Luftstoss platzen würde.

Sie setzte den Ballon ein letztes Mal an ihren Mund und stellte sich ganz zuvorderst an das Balkongeländer. Ein letztes Mal noch holte sie Luft, bevor sie den Ballon losliess. Dieser zischte los und flog mit einem furzenden Geräusch in lustigen Bewegungen durch die Luft. Und sie stand da. Fühlte sich wohl. Sah dem Ballon hinterher, pustete ihm noch einmal nach und lachte.

Sternstunde

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Wie kann das sein?

Wie kann es sein,

dass die Distanz

dich mir

nur noch näher

gebracht hat?

Wie kann es sein,

dass ich dich

durch das Schweigen

nur noch besser

kennengelernt habe?

Wie kann es sein,

dass nichts

bei dir

mehr bedeutet

als einfach etwas?

Und wie kann es sein,

dass ich diesmal

auf all diese Fragen

gar keine Antwort

brauche?

Begegnung

IMG_8152Manchmal

braucht es

nicht mehr als

ein kurzes Beschnuppern

um sich

zu verstehen

Manchmal

reicht aber auch

ein langes Kennenlernen

dafür

nicht aus

Im ersten Fall

ist das wohl

ein grosses Glück

Im zweiten Fall

dann wohl

auch

Was da ist

Da ist

ein Ziehen

in mir

das lässt mich

verzweifelt

mich sehnen

nach dir

Da ist

ein Sehnen

in mir

das zieht mich

verzweifelt

dort hin

zu dir

Da ist

eine Verzweiflung

in mir

die zieht mich

sehnsüchtig

weg von mir

zu dir

Doch da ist

eine Stimme

in mir

die schreit:

Geh nicht!

Bleib bitte hier

bei dir!

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